Mindestlöhne und Co.

Lieber Leser,

seit nunmehr 10 Monaten steht nun schon meine angekündigte Kolumne zum Thema Sozialsysteme und Mindestlöhne aus. Der Grund hierfür ist, dass mir keine neue Präsentation einfällt, welche sich von der letzten Kolumne abheben würde. Letztlich braucht man sich nur vorstellen, dass unser auftauchender neuer Arbeiter in ein Land kommt, dass Mindestlöhne vorschreibt, so dass er nicht durch Lohnunterbietung in ein Arbeitsverhältnis gelangen kann. Ebenfalls wie Mindestlöhne wirken Sozialhilfen, die dafür sorgen, dass eben unterhalb eines bestimmten Lohnes die Arbeit sich nicht mehr "lohnt".

In beiden Fällen wird ein solches Sozialsystem zur Verfügung gestellt und in unserem Beispiel heißt das, dass die Arbeitenden von ihrem Lohn etwas abgeben müssen, um den nicht Arbeitenden zu versorgen. Die bisher produzierte Gütermenge wird also nicht den Bedürfnissen nach erhöht (wie im Lohndumpingbeispiel, wo der Lebensstandard für alle im Ergebnis gleich blieb), sondern auf eine größere Menge an Nachfragern verteilt. In diesem Fall sinken also auch die realen Löhne (um den Betrag der Sozialabgabe), die Preise jedoch nicht. Um es auf dem Punkt zu bringen: In dem freien marktwirtschaftlichen System, in dem Löhne und Preise flexibel waren, blieb trotz Lohndumpings der Lebensstandard konstant, während er im regulierten, "sozialen" System sank.

Ich weiß, ich weiß: Neoliberale Propaganda! Wie kann ich nur? Ich gehöre wohl auch zu dem Kapitalistenpack das alle Arbeitslosen für Faulenzer hält. Ich will ja nur die Arbeitslosenversicherung abschaffen, damit die Menschen gezwungen sind jeden Job anzunehmen, damit sie sich gerade so über Wasser halten können. Und nicht nur einen: Gleich mit mehrere Jobs müssen sich die working poor herumschlagen, da die Arbeiten so schlecht bezahlt sind, dass einer nicht mehr ausreicht um sich und seine Familie zu ernähren. Ein Ausbeuter bin ich, ein Menschenschinder übelster Sorte. Kalt, gefühllos, mit einem Wort: Unsozial!

Wenn das Ihre Meinung ist, bitte. Aber ich habe nicht vor die soziale Fürsorge zu verbieten und die Schwachen hungern zu lassen. Ich will nur klar stellen, was das aktuelle Subventionsprinzip wirtschaftlich bedeutet. Auch will ich die Frage stellen, was daran sozial sein soll Menschen (dem malochenden Arbeiter oder dem gutverdienenden Manager) etwas gegen ihren Willen wegzunehmen um es anderen (dem Obdachlosen oder dem Unternehmen) zu geben? Ich stelle die Frage, ob die Zahlung von Geld für Arbeitslose ein sinnvoller Weg ist bedürftigen Menschen zu helfen. Ist es das Ziel von Kinder- und Elterngeld die Zahl der Kinder zu erhöhen? Welche Wirkung soll Arbeitslosengeld demnach haben?

Ich stelle die zentralstaatliche Planungs- und Interventionsrolle infrage und setze ihr die Idee der vielen eigenverantwortlichen Individuen entgegen, die dezentral nach Lösungen suchen. Ich stelle dem Zwang der Vielen die Freiheit des Einzelnen gegenüber.

Um von diesen hochtrabenden Worten mal wieder auf das Arbeitslosenproblem zurückzukommen: Ich möchte nur einmal einen kleinen Wink geben. In der Gedankenwelt der Deutschen scheint man zu glauben, dass Arbeitslosigkeit ein Phänomen ist, dass alle im gleichen Maße treffen kann - es gibt keine Rettung. Schaut man sich aber mal den Bericht "Bildung und Lebenslagen" der Bundesregierung an, so fällt auf, dass die Erwerbslosenquoten je nach Ausbildungsabschluss verschieden sind und sich anders entwickeln. Während sie bei Universitäts- und Fachhochschulabschlüssen sank (von 1993: 3,4 % und 4,0 % auf 2002: 2,9 % und 3,6 %), stieg sie bei abgeschlossenen Berufsausbildungen und erst recht bei nicht abgeschlossenen Berufausbildungen an (von 1993: 5,9 % und 16,5 % auf 2002: 7,2 % und 21,0 %) (Entwicklung der Erwerbslosenquoten nach beruflichen Ausbildungsabschlüssen und Alter � alte Länder � Männer, BuL, S.118).

Wer hat eigentlich die Bildung zu verantworten? Die Wirtschaft oder der Staat?


 

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letzte Änderung: 18.05.2006
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