Warum Lohndumping gut ist

Es war einmal ein Land, in dem alle Menschen glücklich lebten und Arbeit hatten. Eines Tages kam ein Fremder des Wegs und wollte in dem Land wohnen, essen und trinken und dazu arbeiten. Das machte den Menschen in dem Land ein bischen Angst, denn sie dachten: "Wenn einer zusätzlich kommt und arbeiten will, dann muss er jemanden anderen den Arbeitsplatz wegnehmen." Doch niemand wusste, was man machen sollte, also wartete man ab und beobachtete was passieren würde. Der Fremde war ein Bäcker und wollte in diesem Gewerbe weiterarbeiten, also ging er zur nächsten Backstube und wollte den Bäckermeister sprechen. "Braucht Ihr noch zwei helfende Hände?" fragte er. "Tut mir leid," sagte darauf hin der Meister, "aber ich habe bereits 4 Angestellte. Denen bezahle ich je 5 Taler und dafür backen diese für mich je 5 Brote. Jedes Brot verkaufe ich für 1,25 Taler. Von den somit verdienten 25 Talern gehen 20 Taler zur Zahlung der Löhne weg und 5 verdiene ich. Du siehst, ich habe leider kein Geld, um einen weiteren Arbeiter einzustellen."

"Gut," entgegnet darauf der Besucher, "aber ich arbeite für euch für nur 4 Taler, statt 5." Der Bäckermeister dachte darüber nach. Er würde also einen Taler sparen, wenn er diesen neuen gegen einen anderen Arbeiter austausche. Die andere 4 Arbeiter bekamen diese Überlegungen mit und aus Angst, entlassen zu werden, boten sie ebenfalls an für 4 Taler zu arbeiten. "Aber halt," wandte darauf hin der Meister ein, "wenn ihr alle nur noch für 4 Taler arbeitet, so kann ich mir für die gleichen Kosten fünf Arbeiter leisten, statt nur vier, aber wir würden mehr produzieren. So sei es: Ich stelle einen weiteren Mitarbeiter ein, entlasse niemanden und ihr arbeitet alle für 4 Taler."

Diese Entscheidung schien die schlimmsten Befürchtungen der Bevölkerung zu bestätigen: Ein weiterer Arbeiter führt zu sinkenden Löhnen. Unruhe machte sich breit, aber davon unbeeindruckt wurden in der Bäckerei von 5 Angestellten nun insgesamt 25 Brote gebacken. Diese versuchte der Bäckermeister nun wie üblich für 1,25 Taler zu verkaufen, aber erfolglos.

Der Grund dafür war, dass die 20 Brote, die vor Einstellung des neuen Mitarbeiters gebacken wurden, für insgesamt 25 Taler verkauft wurden. Genau soviel hatte der Bäcker sich (5 Taler) und seinen Angestellten (insgesamt 20) gezahlt, so das er und sie sich alle Brote kaufen konnten. Genau diese Beträge zahlte er sich und seinen inzwischen auf die Zahl 5 angewachsenen Angestellten immer noch, nur konnten mit den 25 Talern eben keine 25 Brote zum Preis von je 1,25 Taler, gekauft werden, den diese kosteten insgesamt 31,25 Taler. Es fehlten also 6,25 Taler und somit blieben fünf Brote übrig, die keiner kaufte.

Der Bäckermeister wollte diese Brote jedoch auch verkaufen. Er vermutete, dass die Brote nicht gekauft wurden, weil der Preis für die Kunden zu hoch seien. Er senkte den Preis für ein Brot auf einen Taler und siehe da: Nun wurde er alle Brote los.

Das eigentlich interessante daran aber war, dass die Angestellten des Bäckermeisters sich nun wieder genau soviele Brote leisten konnten wie zuvor. Als jeder von ihnen 5 Taler verdiente und ein Brot 1,25 Taler kostete, konnte sich jeder 4 Brote kaufen. Jetzt da sie nur 4 Taler verdienten, ein Brot jedoch nur noch einen Taler kostete, konnten sie sich wieder 4 Brote leisten. Ihr Lebensstandard blieb also erhalten, obwohl ihre Löhne sanken - weil eben auch die Preise sanken.

Und das nächste Mal schauen wir uns den ganzen Vorgang mit einem Umlagesozialsystem und Mindestlöhnen an.


 

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letzte Änderung: 06.07.2005
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