Vor wenigen Wochen haben wir ja unser erstes Jubiläum gefeiert mit einer kleinen Spezialaktion. Wir, die Drei, haben alle jeweils eine Kolumne zum Thema "Hinter der grünen Tür" geschrieben. Das Ergebnis findet sich hier.
Heute geht es einen großen Schritt weiter. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir einen 4. Schreiber in unserem Kreise begrüßen dürfen: Maria. Es ist deshalb ein großer Schritt, weil wir jetzt in unsere kleine Männerwelt hier eine Frau lassen. Mal sehen ob sie ordentlich wütet oder aufräumt... Auf alle Fälle ist das Wir jetzt gewachsen!
Sie hat sich auch gleich mal unserer kleinen Aktion angenommen und das vorgegebene Thema auf ihre Art interpretiert. Doch genug des Gelabers und Vorhang auf!
Hinter der grünen Tür |
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von Maria |
Es regnete in Strömen und ich hatte keinen Schirm. Das Wasser sammelte sich
in meinen neuen Schuhen. Meine Zehen waren eiskalt. Den ganzen Weg von der
Schule war ich gerannt, aber jetzt lief ich langsamer. Ich zögerte. Vor mir
war die blöde Kreuzung an der ich nach rechts musste. Wenn ich abbog,
würde das komische alte Haus in Sicht kommen, mit seinem kaputten Dach und
den verrammelten Fenstern und dem rostigen Zaum mit vermodertem Müll. Ich
wollte da nicht lang, denn die giftgrüne Tür von der die Farbe
abblätterte, würde wie jeden Tag einen Spalt weit offen stehen. Und
dahinter verbarg sich ein aufgedunsenes, faltiges Gesicht, eingerahmt von
gelblich-weißem Haar unter dem giftige Augen jeden meiner Schritte bis zum
Ende der Straße verfolgten. Die gruselige Alte stand jeden Tag an ihrer
Tür und jeden Tag beobachtete sie mich hinter ihrer Tür wenn ich aus
der Schule kam. Eine Hexe war das: direkt aus meinem Märchenbuch in ihr
Hexenhaus gesprungen. Nur einmal hab ich sie gesehen wie sie aus dem Haus kam.
Es war schon kalt, aber sie trug nur ein braunes, abgetragenes Kleid unter dem
eine rostigbraune Strumpfhose hervorkam, übersäht mit getrockneten
Flecken. Sie schlurfte die Straße entlang, ihre Hand in ein Einkaufsnetz
verkrallt. An den Füßen trug sie klobige Männerschuhe. Sie sah
sich nicht einmal um und wirkte klein und zerbrechlich als sie sich, immer dicht
an den Zäunen, die Straße entlang entfernte.
muss geregnet haben. muss aufpassen die Treppe ist feucht und glitschig. knarx, knarx die Treppe hinunter. riecht nach Schnaps, nein verbrannte Kartoffeln. Hunger? Hunger. zwei braune Kartoffeln. Zwei verbrannte braune Kartoffeln. Es regnet. Es regnet. der Rücken tut weh. alles tut weh, so weh. Wo ist die Flasche? Wo ist sie? wo hast du sie nur hingetan dummes Ding? du dummes, dummes Ding. ah da ist sie. Komm mein Schatz ich tanz mit dir, tanz mit dir. die Flasche ist halbvoll. ein guter Tag ein guter Tag. billiger Fusel. billiges Scheißzeug. Schmeckt zum Kotzen. Zum Kotzen! Ab morgen gibts Champagner. Champagner. hihi. da lassen wirs uns gut gehen. hihihi. Muss spät sein. bald kommt die kleine. meine kleine. lauf schnell nach haus zu deiner Mutti. zu deinem feinen Haus und dem Champagner. ja deine Mutter. der warn wir nie gut genug. Schlampe! mit ihrem Arzt. Mutti ich hab nen Arzt! Fick dich doch mit deinem Arzt und deinem Champagner! im Stich gelassen hat sie uns die Göre. mich im Stich gelassen. alle tot. alle tot. und sie trinkt Champagner mit ihrem Arzt und ihrem feinen Balg. Ausstaffiert ist die doch. wie. wie. wie ein Weihnachtsbaum! Aber die gleichen Augen wie ihre Mutter. wie meine Kleine mit ihren großen traurigen Augen. Immer die Angst und die Sorge in den Augen. Mutti wo gehst du hin? Mutti was machst du? Ach, fick dich! Gleich kommt die Kleine. Muss zu Tür. gleich kommt sie gleich kommt sie. gleich kommt sie gleich kommt sie. |