Das Fahrradrikscha ABC

A -  aufgesetzt freundliches Lächeln
"Wer nicht lächeln kann, der sollte keinem Gewerbe nachgehen.", sagten schon die alten Chinesen. Es ist das Werkzeug für gewinnorientierte Fahrradrikschafahrer schlechthin. Absolut unabkömmlich. Als beste Vorraussetzungen dienen hierfür Erfahrungen aus alten Zivildienstzeiten. Außerdem noch als Trinkgeldfaktor bekannt.
B -  Beziehungskonflikte
Können von Fahrradrikschas durchaus unfreiwillig ausgelöst werden. Nämlich zum Beispiel dann, wenn die Frau vom vielen Shopping total kaputt ist, ihrem Mann durch Stöhnen und langsamer werden signalisiert, dass sie nun gerne gefahren werden möchte, er jedoch völlig unbeeindruckt unsensibel weiterstiefelt. Dies macht er genau einmal. Immun dagegen sind jedoch Paare, die den Gleichschritt beherrschen und praktizieren. Ein Zeichen der perfekten Assimilation. Diese Pärchen sind sich stets in Allem einig.
C -  charmante Art der Bettelei
Machen wir uns doch Nichts vor. Nichts Anderes praktizieren Fahrradrikschafahrer. Sie sind Bettelprinzen. Stehen an der Spitze von um Geld Bittenden, die eine Dienstleistung entgegenbringen. Hoffend auf eine elitäre Geistesstimmung von Touristen, die diesen Luxus des königlichen chauffiert werden gegen Bares in Erwägung ziehen.
D -  deutsche Durchschnittstouristen
Man kann sie schon von Weitem erkennen. An ihrem grimmigen Gesicht. An ihrem ablehnenden Verhalten gegenüber Allem und Jedem. Im Sommer sind ein weiteres Erkennungsmerkmal für sie außerdem noch hässliche kurze beige Hosen mit Seitentaschen. Sowie ein Rucksack voller Lebensmittel. Um für jeden Fall gerüstet zu sein. Damit sie bloß ja nichts weiter irgendwie ausgeben müssen.
E -  Entertainment
Der gesellschaftliche Wandel zieht auch nicht spurlos an den Fahrradrikschafahrern vorbei. Wirklich kein Fahrgast interessiert sich heute noch für korrekte Jahreszahlen oder fundierte Geschichtsberichte aus längst vergangenen Zeiten. Die Leute wollen unterhalten werden. Am Besten kurzweilig witzige Anekdoten. Der Kreativität der Rikschafahrer sind dabei keine Grenzen gesetzt.
F -  Freakshow
Um ein Fahrradrikschafahrer zu werden muss man absolut freakig sein. Dies ist nach körperlicher Robustheit die einzige Grundvoraussetzung für den Job. Entweder hat man Defizite irgendwelcher Art, oder ist von vorhinein schon komplett meschugge, oder wurde es nach übertriebenem Drogenkonsum. Wichtig ist, die bereits vorhandene Freakshow noch weiter zu vervollständigen.
G -  Geldgrenzfälle
So etwas zeichnet sich überraschenderweise nicht zwischen den alten und den neuen Bundesländern ab, sondern zwischen Nord- und Süddeutschland. Ausnahmen bilden hierbei jedoch die Stadtstaaten Hamburg und Bremen, die zum Süden hin tendieren. Für einen Süddeutschen sind fünf Euro grundsätzlich ein ganz anderer Geldwert. Sie verdienen dort mehr, haben aber auch höhere Lebensunterhaltskosten. Weswegen ein Fahrradrikschafahrer sich durchaus beispielsweise einen Bayerntarif überlegen sollte, sofern er einen solchen Dialekt bei potentiellen Kunden heraushört.
H -  Homosexuelle
Oder auch liebevoll ironisch Schwutten (schwule Nutten) genannt. Trotz des sämtliche Konservativen provozierenden Händchenhaltens sind sie durchweg nicht emanzipiert genug gemeinsam Fahrradrikscha zu fahren. Es sei denn, sie sind alleine mit ihrer Mutter unterwegs. Auch sollte einmal mit dem Vorurteil gebrochen werden, sie täten sich stilvoll kleiden. Sie laufen bisweilen wie deutsche Durchschnittstouristen herum.
I -  Italiener
Sie hingegen sind der Traum eines jeden Fahrradrikschafahrers. Nicht nur, dass die Italienerinnen oftmals sehr hübsch sind. Nein, sie sind des Weiteren dekadent elitär genug diesen Luxus, mit der Rikscha zu fahren, gerne und frohlockend in Anspruch zu nehmen. Und das Trinkgeld bei Italienern stimmt immer. Mamma mia.
J -  Japaner
Jeder Japaner, der ernsthaft etwas auf sich hält, besitzt auch eine schicke moderne Kamera mit allen Raffinessen. Manchmal möchten sie einfach nur vor der Fahrradrikscha fotografiert werden, ohne jedoch mit selbiger mitzufahren. Ihr freundliches Lächeln macht diesen Umstand jedoch wieder gut. Das geht sogar so weit, dass wenn sie dann doch einmal mitfahren, es fertig bringen, die gesamte Fahrt über zu grinsen. Gespenstisch.
K -  Kinderaugen
Wenn Fahrradrikschas diese zum Leuchten bringen, dann ist dies ein sehr schönes Gefühl. Kinder sind ganz verrückt nach diesem monströsen Drahtesel. Auch spielt Geld für sie absolut keine Rolle. Sie würden wirklich jeden Preis für eine Fahrt bezahlen. Es sei denn die Pferdekutsche ist in der Nähe. Mit den Hottehühs kann absolut Niemand konkurrieren.
L -  Liechtensteiner
Man freut sich über Jeden. Denn wer kann schon sagen, einen zu kennen? Sie wirken im ersten Moment wie Bayern. Jedoch sehr eigenwillig und doch anders. Kann man gar nicht richtig beschreiben. Na gut, zugegeben, es waren auch nur zwei.
M -  Manipulation
Ist das eigentliche Handwerk, um ein ebenso effektiver Fahrradrikschafahrer zu sein. Je mehr man auf seine Fahrgäste eingeht und sie kopiert, sie dahingehend manipuliert, desto höher ist auch die Ertragswahrscheinlichkeit, beziehungsweise dementsprechend dann das Trinkgeld.
N -  Niederländer
Sie sind wirklich irre freundlich und wirken im ersten Moment super weltoffen. Jedoch meinen sie anscheinend Freundlichkeit und Service sind im Fahrpreis enthalten. Ihnen einmal etwas Trinkgeld zu entlocken gleicht einem Kraftakt. Sie sind in Wahrheit die ungekrönten Meister des "aufgesetzt freundlichen Lächelns".
O -  Omas
Am besten Reiche. Hierbei machen sich wieder die alten Zivildienstzeiten bezahlt. Omas stehen darauf, von jungen Männern angegrinst zu werden. Für mache von ihnen ist so eine Fahrradrikschafahrt sogar die einzige Möglichkeit sich nach Langem wieder einmal mit irgendjemandem ernsthaft unterhalten zu können.
P -  Prostata
Mit ihr sollte der Fahrradrikschafahrer möglichst so oft wie möglich Zwiesprache halten. Es darf in dieser enorm wichtigen Körperregion niemals irgendwann irgendwo wehtun, damit man nicht noch irgendwie seine Fruchtbarkeit riskiert.
Q -  Quo Vadis?
Wo es hingehen soll, sollten die Fahrgäste vor Antritt einer Fahrt schon wissen wollen. Ansonsten entscheidet der Fahrradrikschafahrer die Route. Und diese Tatsache könnte dann sehr teuer werden.
R -  Russen
Auch bei ihnen kann man sich theoretisch querlegen. Mit ihnen Brocken aus ihrer Sprache sprechen, Extrawünsche erfüllen, was auch immer. Sie kennen einfach kein Trinkgeld. Niemals. Kein Russe. Ebenso aber auch deutsche Männer mit philippinischen Frauen. Doch da war vermutlich schon eine andere Sache teuer genug.
S -  Stadtrundfahrten
Bei diesem Wunsch blitzen die Augen eines jeden Fahrradrikschafahrers sternenklar auf. Am besten noch eine Stunde, oder mehr. Das ist der Höhepunkt. Dieser Tag ist gerettet. Nun hat man die Fahrgäste. Kann sie unterhalten, in Ruhe analysieren und so manipulieren. Und das, worauf es eigentlich ankommt, mit ihnen Wissen teilen.
T -  Trinkgeld
Dies ist das A und O. Für ein ordentliches Trinkgeld machen Fahrradrikschafahrer fast Alles, was sich innerhalb der Legalität bewegt. Außer dem "aufgesetzt freundlichem Lächeln" sind ein weiterer todsicherer Trinkgeldfaktor stark erkämpfte Berge. Je mehr man dabei schwitzt, umso höher fällt dann auch das Mitleidstrinkgeld aus.
U -  US-Amerikaner
Trotz eines angenehm hohen Trinkgelds sind sie wirklich sehr schwierig. Sie erwarten eine permanente Dauerunterhaltung. Beschäftigt sich der Fahrradrikschafahrer nur mal einen Moment lang mit dem durchaus vorhandenen Verkehr, anstatt mit ihnen, zieht bei ihnen gleich Langweile ein. Vermutlich leiden sie alle an einer Art ATS, einer Aufmerksamkeitsdefizitsstörung, und können so viel Kultur hier auf einmal in Europa gar nicht richtig fassen.
V -  Verkehrsregeln
Gelten grundsätzlich nicht für Fahrradrikschas. Rikschafahrer dürfen absolut Alles und der Verkehr akzeptiert dies auch bereitwillig. Solange die Politessen und Ordnungshüter gewähren lassen. Doch diese interessieren sich überhaupt nicht weiter für die Touristenabzocker. Sie sind ja schließlich selber welche.
W -  Wohlstandsgenährte Fettleibigkeit
Ein Segen und ein Fluch für Fahrradrikschafahrer. Die Dicken sind die Ersten am Tag die schlapp machen und gefahren werden wollen. Oftmals allein nur zum Parkplatz, wo dann ihr fettes Auto steht. Mit jedem Meter Berg verabscheut man diese Form des Wohlstands mehr. Obwohl sie im Enddefekt ja auch einen selber ernährt.
X -  X-Men
Manchmal wünschen sich Fahrradrikschafahrer ebenfalls solche speziellen Fähigkeiten zu besitzen. Unbegrenzt kräftig zu sein, oder fliegen zu können. Besonders vor hohen Bergen mit wohlstandsgenährten Fettleibigen als Fahrgästen.
Y -  Y-Chromosom
Unvorteilhafterweise gibt es kaum weibliche Fahrradrikschafahrerinnen. Weswegen Mann sich auf das Balzen mit jungen attraktiven Kundinnen beschränken muss. Hierbei kommt zugute, dass der Rikschafahrer durch das Fahren relativ viele Pheromone produziert, was die ganze Sache etwas erleichtert, weil die Weibchen nun unbewusst besser sein Genmaterial riechen. Doch das würde hier zu weit führen.
Z -  Zeitraum
Das Fahren von Fahrradrikschas beschränkt sich leider nur auf die Sommermonate. Die meisten Fahrgäste verbinden diesen Luxus nämlich mit schönem Wetter, vor allem aber mit Sonne. Schon wenn der erste stürmische Herbstwind aufkommt, wird es sehr unangenehm für die Passagiere, noch mehr allerdings für den Rikschafahrer. Denn so ein kantiges Kolossgefährt bietet verdammt viel Angriffsfläche für Gegenwind. Im Winter beinhaltet das Geschäft dann allein coole Stuntshows on ice.
       

Mac


 

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letzte Änderung: 29.03.2005
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