Im Zeichen des Pilzes

In der Retrospektive an dieses absolut einmalige Erlebnis habe ich immer eine bestimmte Melodie im Kopf. Es ist ein vielfach verwendetes Thema von Barber, Adagio for Strings. Dieses klassische Motiv hat rein gar nichts mit der Erfahrung an sich zu tun. Bis auf dass es ebenso wunderschön ist. Eine von Geigen getragene tiefentraurige Glückseeligkeit. Schönheit, die es kaum zu fassen geht. So sehr, dass es mich fast zerreist. Ich habe die Bilder dazu einst gesehen. Doch manchmal glaube ich, dass Alles nur Täuschung war. Trotzdem erinnere ich mich gerne daran. Ich stieg auf einen Hügel, um von einem Berg wiederzukehren. Um neu geboren zu werden. Denn die Natur hatte sich in dieser Zeit verändert. Oder hatte ich mich verändert? Oh dieses Leben auf einmal. Oh diese Farben. Diese kräftigen pulsierenden Farben. Fortan war ich ein Indianer im Herzen. Mit weltlichen Schmerzen. Niemand Anderes konnte auch nur ansatzweise erkennen, was ich erkannte. Wie viele Nuancen von Lila Farn besitzt. Wie viel wilder Dschungel in einem gewöhnlichen Vorgarten versteckt ist. Dass ein Kornfeld kollektiv atmen kann. Und all dies unter einer um ein Vielfaches verstärkten Dimensionalität. Ich wusste nicht mehr wo ich hintreten sollte. Ich konnte all diese Schönheit doch unmöglich verletzen. Wozu also sollte ich noch Schuhe tragen? Ich wollte eins werden mit der Schöpfung. Diese Herrlichkeit, diese Gnade, dieser Friede, diese Wahrheit. Es gab dem Geist Ruhe, Verständnis, Mut. Ein zufriedenes Herz. Und Enttäuschung pur demzufolge als die Nebelschwaden sich nach einigen Stunden der Erfüllung verzogen und der Pilz mich zurück in die gewohnten Bahnen warf. Fest steht, ich werde so einen Trip auf keinen Fall wiederholen. Auch weil er Risiken birgt. Man kann theoretisch auf so etwas hängen bleiben. Ich möchte nicht den Rest meines Lebens damit verbringen mit Hobbits zu sprechen oder von weißer Raufasertapete inspiriert zu sein. Außerdem muss man dabei nach außen hin auch in etwa wie Udo Lindenberg auf Traubenzucker wirken. Doch trotz alledem schwöre ich, ich werde nicht vergessen. Niemals. Denn die Fragen, welche sich aufdrängten, bleiben. Wie viel Natur ist wahr, und wie viel davon nehmen wir wahr? Steckt diese Schönheit auch in uns? Wer erschuf all diese wundervoll kuriose Komplexität und lässt sie seither gewähren? Wieso verhöhnt man uns mit dem, was wir hätten sehen können? Oder nutzen wir unser geistiges Potenzial des Erkennens allein noch nicht aus?

Mac
 

Zurück zur Übersicht...


Kontakt: kolumne-AT-hpfsc.de (wichtig: -AT- ersetzen durch @)
letzte Änderung: 29.03.2005
Falls nicht vorhanden, dann hiermit Navigationsleiste laden