Sie rollt ihren Geldschein zusammen. Irgendwo, auf irgendeiner dreckigen Toilette. Den Spiegel hat sie sowieso immer dabei. Sie breitet das Pulver sorgfältig aus. Dann snieft sie das soeben teuer erworbene Kokain durch die Nase und geht weiter feiern. Garantiert gestreckt. Aber was macht das schon?
Er weiß es. Und er steht nur so da. Ohnmächtig. Was soll er denn auch tun? Er kann ihr doch nicht die Nase brechen, oder? Es fällt ihm unheimlich schwer es in Worte zu fassen. Es nieder zu schreiben. Schwerer als Alles zuvor. Er wünscht sich in letzter Zeit des Öfteren wieder fünfzehn zu sein. Als sämtliche Probleme, die er damals für ultimativ befand, aus jetziger Sicht doch einzig lächerlich waren.
Sie hatte durchaus ihre Gründe mit dem Koksen anzufangen. Nur kennt sie heute von denen keinen mehr genau. Vielleicht ja die schwierige Kindheit. Das Gefühl, nicht ausreichend genug geliebt worden zu sein. Oder die zahlreichen problematischen Beziehungen. Mit Psychopathen, wie sie heute meint. Am Wahrscheinlichsten ist aber wohl, dass sie damit unbewusst postum ihren Eltern Eines auswischen will. Seht mal, das habt ihr nun davon!
Er hasst sich dafür, das Ganze nicht früher mitbekommen zu haben. Seitdem er es weiß jedenfalls, ist jegliche eitle Oberflächlichkeit nur noch nichtig und klein. Und auch da, wo früher sexuelle Spielchen standen, hängt nun allein schwebende Sorge in der Luft.
Sie wird nicht so ohne weiteres aufhören. Sie ist nicht stark genug. Das Scheißzeug ist so verdammt stark. Irgendwann wird sie nicht nur sozial, sondern auch finanziell am Ende sein. Total Pleite wird sie dann auf wesentlich billigeres Crack umsatteln. Um davon nach der Psyche ebenso physisch abhängig zu werden. Ein Pornofilmchen hier, ein bezahlter Fick da. Und dies ist allein eine realistische Aussicht. Selbstmord auf ganz kleiner Flamme ist das.
Er wird für sie da sein. Falls sie doch aufhören wollen sollte. Obgleich ihm so etwas bislang völlig fremd war. Dauerhaft da zu sein für Jemanden. Auch weiß er, dass er bei der ganzen Sache verlieren wird. So oder so. Aber das ist ihm egal. Hierbei geht es einmal nicht um ihn. Er liebt sie schließlich. Oder doch nur ein ausgeprägtes Helfersyndrom? Er steht nur so da. Ohnmächtig. Was gebe er doch dafür wieder fünfzehn sein zu können.
Es scheint, als könnten sich Beide dem Wasser nicht entziehen. Und aus der Mitte entspringt ein Fluss.
Mac