Frisurenfabrik

Vor einigen Jahren schrieb Nicholas Carr, dass sich heute kein Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen kann, durch den besonders cleveren Einsatz von Computern und Software. Er bezeichnete die Informationstechnologie als Commodity - ein allgemein verfügbares Gut. Und tatsächlich kann man heutzutage Buchhaltungssysteme, Lagerverwaltungssoftware und andere betriebswirtschaftliche Software überall kaufen. Andererseits haben viele andere Autoren Gegenbeispiele geliefert, nach denen IT heute immer noch von strategischer Bedeutung für ein Unternehmen sein kann. Aber das soll jetzt nicht weiter vertieft werden.

Ich möchte vielmehr darauf hinweisen, dass sich die Idee von Commidity auch auf andere Bereiche des mehr täglichen Lebens übertragen lässt. Vor nicht vielen Jahren ging ich z. B. zum Friseur, wenn ich einen Termin Wochen vorher vereinbart hatte. Später war es möglich, einen Termin innerhalb weniger Tage zu bekommen. In jedem Fall war der Friseur eine Art soziale Einrichtung. Und heute? Heute gehe ich in so einen neumodischen Massenfriseur. Man zieht eine Nummer und wartet dann, bis man dran ist. Das Personal wechselt ständig, Frisuren werden pauschal verrechnet. Ich gehe davon aus, dass der Trend in diese Richtung weiter gehen wird - Friseure werden eine Commodity.

Ein anderes Beispiel sind Bäcker. Auch heute noch gibt es unheimlich viele Bäckergeschäfte - obwohl jeder Supermarkt heute eine halbwegs brauchbare Backwarenabteilung hat. Andererseits poppen heute immer mehr kleine so genannte Backfabriken hoch. Das sind so eine Art Selbstbedienungsbäckerläden. Man bekommt Rabatt, wenn man gleich mehrere Pfannkuchen kauft usw. Mit einem herkömmlichen Bäckerladen hat das nichts mehr zu tun. Auch hier vermute ich, dass immer mehr Bäckergeschäfte verschwinden werden und die Bäckerei eine Commodity wird.


 

Zurück zur Übersicht...


Kontakt: kolumne-AT-hpfsc.de (wichtig: -AT- ersetzen durch @)
letzte Änderung: 30.04.2006
Falls nicht vorhanden, dann hiermit Navigationsleiste laden