Ja, ich fand es einmalig, wie wir uns kennen gelernt haben. Diese krasse Nähe, wenn wir stundenlang im Fenster saßen, ohne uns überhaupt zu kennen, und uns beobachteten. Die zahllosen Briefe, obwohl wir doch eigentlich gegenüber wohnten. Unser Treffen auf dem Weihnachtsmarkt. Dein Blick bei mir im Flur. Das spanische Essen, das ich für Dich gekocht habe. Der Fernsehabend bei Dir. Ich weiß, Dir hat gefallen, wie ich Dich gesehen habe. Und ich bin überzeugt, da war etwas Besonderes zwischen uns. Und ich war so unendlich tief verletzt, als Du Dich schließlich für Deine vierjährige Beziehung entschieden hast, allein aus Verantwortungsgefühl heraus. Ja, und ich ärgere mich so, dass ich ein halbes Jahr später nicht präsent war, als es dann doch aus war. Ja, und ich hasse Deinen Neuen selbstverständlich abgrundtief. Es tut mir weh, Dich mit ihm zu sehen. Ja, ich liebe Dich. Noch immer. Und ich befürchte fast, das wird noch eine ganze Weile so sein. Obwohl Du es nicht einmal verdient hast. Und nein, ich werde Dir in Zukunft keine weitere Chance mehr geben. Allein schon aus reinem Selbstschutz. Ich lasse mich von einem Menschen nicht zweimal verletzen.
Bist Du vielleicht dämlich. Hast Du denn nie gecheckt, dass ich Dich eigentlich unbewusst nur dazu benutzt habe um weiterhin in ihrer Nähe sein zu können? Tja, so war es wohl. Die Zeit mit Dir bedeutet mir rückblickend rein gar nichts. Du warst eigentlich ein Selbstläufer. Ich fand Dich hübsch, intelligent und wollte Dich erst einmal kennen lernen. Doch als ich Dich dann schließlich kannte, war ich total abgeturnt von Deiner konservativen Haltung. Dann wollte ich Dich nur noch vögeln. Oder meinst Du, ich hatte sonst Bock mir stundenlang Scheiße über Deinen Ex-Freund anzuhören? Hast Du vielleicht jemals von mir gehört, dass ich in Dich verliebt bin? Nicht von mir. Ich sage nichts, was ich nicht so meine. Und glaubst Du wirklich, Du hast Schluss gemacht? Du blickst doch rein gar nichts. Ich habe Alles dahin gehend gedreht. Und musste schlussendlich nicht einmal mehr ein schlechtes Gewissen dabei haben. Du hast Recht, ich war ein richtiger Arsch bei Dir. Aber Du hast es irgendwo auch verdient gehabt. Ach übrigens, Biologin Nummer drei lief phasenweise sogar parallel zu Dir.
Respekt. Du hast mich ja richtig verarscht. Hast mir das Gefühl gegeben etwas Besonderes zu sein. Hast mit mir extrem geflirtet. Hast in mir Hoffnungen geweckt. Hast so tierisch gut gerochen. Was mir allerdings erst später bewusst wurde, hast Du das Alles nur getan, einzig um Dich selbst zu bestätigen. Und dann monatelang gar nichts mehr von Dir. Um mir dann später noch zweimal eindeutige Angebote zu machen. Ich meine, was ist eigentlich Dein Problem? Du führst eine Beziehung mit einem Typen aus einer anderen Stadt. Wenn Du nicht monogam sein kannst, solltest Du keine haben! Oder bist Du so kaputt, mit Anderen schlafen zu müssen um Dich lebendig zu fühlen? Scheiße, ich will Deine Musik nicht gut finden. Sie ist wie Du. Sie ist nur laut, allerdings steht nichts dahinter. Darauf habe ich echt keine Lust. Du hättest mir definitiv über kurz oder lang doch nur das Herz gebrochen.
Soweit die Übung im Kopf. Ich klingle an der Tür. Alle drei Biologinnen sind schon da. Zuerst gehe ich ihnen lieber aus dem Weg. Ich bin noch nicht so weit. Halte mich an meinem Bier fest. Beobachte das Geschehen. Behalte die drei dabei in Sichtweite. Das lässt sich natürlich nicht den ganzen Abend über durchziehen. Also ziehe ich sie einfach nacheinander der Reihe nach durch. Ich drücke sie herzlich und grinse dabei. Die Augen leicht zugekniffen, damit sie nicht das Geringste darin lesen können. Ein bisschen Smalltalk. Wie es so geht? Super natürlich. Was man gerade macht? Ne Menge. Extrem viel Stress. Vielleicht noch ein paar Kleinigkeiten, die man noch übereinander weiß. Ohne natürlich dabei in die Tiefe zu gehen. Dann ist es auch schon vorbei. Ich hole mir ein weiteres Bier. Obwohl ich Bier überhaupt nicht mag. Gehe daraufhin woanders hin und tue so als amüsiere ich mich köstlich.
Mac