Wie soll ausgerechnet Einer wie ich in Berlin die Frau seines Lebens finden? Jemand der bisher keine Beziehung über ein halbes Jahr hinbekommen hat? Absolut unmöglich. Denn die Hauptstadt hält viel zu viele Versuchungen bereit. Um es anschaulich zu machen, man läuft in ihr einfach so lang, sieht plötzlich ein hübsches Mädchen und denkt sich, ja, die wäre was. Doch die Gedanken über dieses Geschöpf reichen gerade mal bis zur nächsten Straßenecke, denn dort wartet auch schon die nächste süße Maus, mit einer ganz neuen Macke. Dieses Syndrom zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich verliebe mich, glaube ich jedenfalls, und bin eine Zeit lang euphorisiert. Doch dann irgendwann wird mir langweilig und ich schieße sie ab. Es ist andauernd so. Langeweile folgt Abschuss. Der Reiz des Unbekannten, der Freiheit, steigt proportional zum Grad der Routine. Ich kann gar nicht anders. Aber auch kleiner. Manchmal denke ich, ich bin verknallt. Zwei Wochen später weiß ich nicht einmal mehr ihren Namen. Es ist fatal. Und nun Berlin. Viel zu viele junge hübsche Menschen geballt auf einem Fleck. Krasse Lifestyleobsession verbunden mit Unmengen an Sozialstress. Es ist ein immerfort andauernder Kampf zwischen Kopf und Penis. Den Bauch sollte man hierbei einmal ausklammern, denn der labert sowieso nur Scheiße. Ein ständiges auf der Jagd sein. Diese unaufhörliche Anspannung, seine Beute erlegen zu müssen. Denn man hat nur diese eine Chance. Verpennt man sie, sieht man das Mädchen niemals wieder. Ein ewiges Quergeficke, um das eigene Ego zu polieren. Bescheißen, bevor man selbst beschissen werden kann. Ob es Einem nun nach den pseudoalternativen "Wir sind Helden" - Gören im angesagten Friedrichshain und Prenzelberg steht. Oder etwa den Pussytussies aus Mitte, beziehungsweise die, wenn sie sich noch nicht hochbumsen konnten, in ostigen Perestroikaplattenghettos zu finden sind. Aber auch sämtliche andere Nischen sind in Berlin vertreten. Wobei jedoch die intimrasierten Gothic - Suicidegirls viel zu schnell den Freitod wählen. Die drogenüberschwemmte Großstadt tut das ihrige dazu. Lässt man sich auf sie ein, so ist man mit allen armen Seelen in ihr vereint. Und trotzdem allein. Je größer die Stadt, desto größer ist wohl die Melancholie. 3,5 Millionen Halbtode also. Denn innerlich sind die meisten Berliner mittlerweile kaputt und abgestumpft. Amerikanisierter Ausdruck gesellschaftlicher Vereinsamung aufgrund von perfektionistisch übersteigertem Anspruchsdenken. Sicher würden sie am Liebsten alle eine harmonische Beziehung führen, ohne ständig ausbrechen zu wollen. Doch das können sie gar nicht. Denn dazu müssten sie wohl erst einmal sich selbst lieben. Ich bin ein Berliner.
Mac