Die allgemeine Grundausbildung


Die AGA ist der anstrengendste Teil des ganzen Wehrdienstes. In diesen 2 Monaten sollen die grundlegenden Fertigkeiten gelehrt werden. Dazu gehört neben Befehl und Gehorsam, Sauberkeit, Ordnung und Disziplin auch die Handhabung einer Waffe, Verhalten im Gelände, erste Hilfe bei Kriegsverletzungen und rechtliche Grundlagen des militärischen Dienstes.
Das hört sich erst mal viel an, ist aber eigentlich gar nicht so viel und vor allem nicht schwer. Die Grundausbildung wird dann durch eine Prüfung abgeschlossen. Wer die nicht besteht, der muss die AGA wiederholen. Aber keine Angst: Ich kann mir niemanden vorstellen, der so doof sein sollte diese Prüfung nicht zu bestehen. Doch dazu später mehr.
 

Dienstantritt


Manche Bundeswehrstandorte schicken dem Soldaten kurz vor seinem Dienstantritt noch einen kleinen Brief mit Tips, was er mitbringen sollte und worauf er sich einstellen sollte. Manchmal liegt noch ein Fragebogen bei. Wenn nicht, dann wird dieser direkt am ersten Tag noch ausgefüllt oder eben nie.
Da nicht alle Soldaten diesen Brief erhalten hier schnell das Wichtigste:

Die Antrittsreise bezahlt der Bund, egal ob mit Auto oder Bahn. Alle späteren Heimfahrten mit dem Auto muss man aus eigener Tasche bezahlen, da man schließlich die DB auf dem Dienstweg kostenlos benutzen kann.

Ist man bei seinem Standort angekommen geht man einfach zur Wache. Die Soldaten werden einem dann schnell weiterhelfen und einem den weiteren Weg in der Kaserne zeigen. An einem zentralen Punkt werden die neuen Soldaten gesammelt. Das können Clubräume oder Turnhallen sein. Hier werden sie den einzelnen Untereinheiten zugeteilt und man empfängt evt. schon die ersten Teile seiner Ausrüstung.
Danach geht es erst mal auf die Stuben. Hier sucht man sich ein Bett und einen Spind. Ansonsten macht man einfach dass, was man gesagt bekommt, ohne viel darüber nachzudenken. Soll man seinen Spind einräumen, dann tut man dies einfach. Und soll man 1 Stunde später den Spind wieder ausräumen, dann tut man dies auch.
Die Stube mit den neuen Kameraden wird jetzt das Domizil für die nächsten 2 Monate sein. Man sollte daher den nötigen sozialen Kontakt zu den Kameraden knüpfen. Das spannendste hierbei ist, dass auf solch einem Zimmer Menschen aus den verschiedensten Gesellschaftsbereichen zusammenkommen und miteinander leben müssen. Die Stärke solch einer Stube kann stark variieren. Es sind Stuben mit nur 4 Leuten möglich, aber auch bis zu 14 Leute sind nicht auszuschließen.
Die Leute auf solch einer Stube werden im militärischen Sinne zu einer Gruppe zusammengefasst und bekommen einen Gruppenführer als direkten Vorgesetzten. Das ist in den meisten Fällen ein Unter- oder Stabsunteroffizier, der meistens nicht älter als 22 ist. Man sollte schnell versuchen sein Vertrauen zu gewinnen, denn dann wird es auf der Stube die eine oder andere Erleichterung geben.
 

Der Gruppenführer


Der Gruppenführer ist gleichzeitig der erste Ansprechpartner für alle Probleme. Diese Leute haben sich meistens auf 4 Jahre beim Bund verpflichtet. Das Abschneiden ihrer Gruppe in der AGA ist für sie ein wichtiger Faktor für ihre weitere Karriere und sie werden deshalb versuchen möglichst viel aus der Gruppe rauszuholen. Dabei geht jeder Gruppenführer anders vor. Der eine macht streng auf Ordnung und Gehorsam, der nächste lässt den Soldaten freien Raum, solange das Bild der Gruppe nach außen stimmt.
Die einzelnen Gruppen stehen daher immer in einem Wettkampf untereinander. Natürlich braucht man sich für seinen Gruppenführer nicht tot machen, denn selber hat man nicht viele Vorteile davon.
3 bis 4 Gruppen werden zu einem Zug zusammengesetzt und 2 bis 3 Züge zu einer Batterie oder einem Regiment. Dabei stehen die Züge insgesamt wieder in Konkurrenz zueinander. Jeder Zug und jedes Regiment bzw. jeder Batterie hat jeweils nochmal einen eigenen Vorgesetzten. Diese Leute sollte man sich vom Gesicht, Namen und Dienstgrad möglichst schnell merken und auch immer schön grüßen. Denn wenn man mal Sonderurlaub braucht, dann entscheiden diese Dienstgrade und nicht der Gruppenführer...
 

Die erste Woche


In der ersten Woche wird dem Soldaten gleich die wichtigste Fähigkeit beigebracht: Rumstehen und Warten, dass es weitergeht. So wird man viele Stunden in der Bekleidungskammer zubringen, eh man seine Ausrüstung wirklich komplett hat.

Bei dieser Einkleidung sollte man gerade bei den Schuhen genau darauf achten, dass diese gut passen und nicht zu eng oder zu weit sind. Denn schließlich muss man diese Schuhe die nächsten 10 Monate tragen und putzen.
Weiterhin sollte man auf die Unterwäsche und den Schlafanzug verzichten und lieber die 50 DM nehmen. Dieses Geld ist in eigener privater Unterwäsche wesentlich besser angelegt.
Stellt man fest, dass die Ausrüstung beschädigt oder defekt ist, dann sollte man dies seinem Gruppenführer melden. Der wird sich dann um die nötigen Schritte kümmern.

Ebenfalls am Anfang der AGA erfolgt eine ärztliche Untersuchung, ähnlich der im KWEA bei der Musterung. Diese Untersuchung nennt man auch 90/5er, da das entsprechende Formular diese Nummer hat. Überhaupt wird man während seiner Grundausbildung mit einer Vielzahl von Abkürzungen konfrontiert, die man mit der Zeit alle lernen sollte.

Dann gibt es noch den PFT - den Physical Fitness Test. Dieser wird am Anfang und am Ende der AGA durchgeführt. Man muss diesen bestehen, damit man seine AGA besteht; zumindest offiziell. Denn auch ohne PFT bestehen die meisten Soldaten ihre AGA.
Der PFT setzt sich aus 5 Übungen zusammen, die in einer festgelegten Reihenfolge nacheinander durchgeführt werden. Dazu gehört der Pendellauf (Sprint), Rumpfbeuge äh Sittups, Liegestütze nach Bundeswehrart, Weitsprung aus dem Stand und 12 Minuten Ausdauerlauf.

Gerade die ersten 2 Wochen können den Rekruten in die Verzweiflung treiben. Die Belastungen sind extrem hoch. Die Grundausbildung unterscheidet sich in ihrer Härte nach der Waffengattung der ausbildenden Einheit. So ist die Grundausbildung in Jäger- und Pioniereinheiten, aber auch bei der Aufklärung wesentlich härter und anstrengender, als z.B. bei der Artillerie oder bei den Sanitätern. Leider lässt es sich nur schlecht beeinflussen, in welcher Einheit man seine Grundausbildung absolvieren muss.

Noch schnell ein Wort zu den Schuhen. Damit diese nicht reiben sollte man jeden Tag das Paar wechseln. Vor einem Marsch sollte man keine frischen Socken anziehen und evt. ein zweites Paar Tennissocken drunterziehen. Ein weiteres Anti-Blasenmittel ist die Stiefel mit warmen Wasser zu füllen und dann unter einer Heizung wieder zu trocknen. Auf jeden Fall sollte man die Schuhe so oft wie nur irgendwie möglich ausziehen (z.B. nach Dienstschluss), damit man keinen Schweißfuß bekommt.
Vor einem Marsch kann man auch die Socken mittels Klebeband an den Waden richtig fest fixieren, damit sie nicht rutschen können, was der eigentlich Grund für Blasen ist.

Überhaupt sind die Schuhe ein wesentlicher Punkt im Leben des Soldaten. Sind die Schuhe erst einmal von innen nass, dann wird der restliche Marsch mit Sicherheit schmerzlich. Deshalb gilt es die Schuhe möglichst wasserdicht zu machen. In einigen Einheiten wird die nun beschriebene Methode sogar vorgeschrieben. Natürlich macht dies jeder auf eigene Gefahr:
Man nehme die schwarze Schuhcreme und verteile sie auf allen Nähten am Schuh. Jetzt nimmt man ein Feuerzeug und erwärmt die Schuhcreme solange, bis sie über den Nähten verläuft. Alternativ kann man die Schuhcreme auf einem Löffel flüssig machen und dann auf die Nähte tropfen. In beiden Fällen sollten die Nähte nun wasserdicht sein.
 

Normalisierung


Hat man die erste Zeit überstanden stellt sich eine gewisse Routine ein. Die Tage werden sich dann immer mehr ähneln und ungefähr nach folgendem Schema ablaufen:
 
Uhrzeit Aktion
05.00 Wecken und Aufspringen
05.30 Antreten im Kampfanzug
06.00 Frühstück
06.30 Stuben- und Revierreinigung 
07.00 Ausbildung bis zur Mittagsverpflegung
11.30 Mittagessen
13.00 Ausbildung
17.30 Abendbrot und danach evt. Dienstschluss
18.30 evt. noch Ausbildung
21.00 wenn noch nicht, dann aber jetzt Dienstschluss
21.30 Stuben- und Revierreinigung
22.00 Stubenkontrolle durch UvD
23.00 Zapfenstreich

In dieser Übersicht tauchen einige Begriffe auf, die man erklären sollte. Der UvD ist ein Unter- oder Stabsunteroffizier (z.B. der eigene Gruppenführer), der an diesem Tag eine besondere Funktion für 24h Stunden inne hat. Er kontrolliert die Stuben auf Ordnung und Sauberkeit und er ist der erste Ansprechpartner bei Problemen, die eine schnelle Entscheidung erfordern. Als Gehilfe ist ihm ein GvD - ein Gefreiter vom Dienst zugeordnet. Dieser schreibt z.B. auf, wer das Gebäude verlassen hat und wer wieder zurück ist.
Ein weiterer Begriff ist Stuben- und Revierreinigung. Die Soldaten einer Stube sind für die Reinigung dieser und eines bestimmten Reviers zuständig. Das kann der Gang, die Treppe, aber auch das Klo oder der Waschraum sein. Revier und Stube sind 2 mal täglich zu reinigen. Diese sollte aber kein Problem darstellen, wenn alle in der Gruppe mitmachen. Während der Stubenkontrolle wird die Sauberkeit dann vom UvD kontrolliert. Wenn dieser will, dann wird er immer Dreck finden, z.B. unter den Betten auf Querverstrebungen, hinter Heizungen, auf Fensterbrettern, in Schlüssellöchern usw. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Sollte es einen Anpfiff geben ist dies nicht so schlimm. Dann lässt man ihn reden und macht den Dreck schnell weg und dann ist es gut. Um größere Konfrontationen zu vermeiden sollte der Mülleimer immer gelehrt und die Stube beesenrein sein.
Nach dem Zapfenstreich muss das Licht aus sein und es darf auch nicht mehr geredet werden. Das wird durch Rundgänge des UvD kontrolliert. Man sollte sich daran halten, denn schließlich braucht man die wenigen Stunden Schlaf.
 

Die Ausbildung und Biwak


Die Ausbildung erfolgt im Gelände, auf Stube und in Lehrräumen, je nachdem wie es gerade sinnvoll erscheint. Der Lehrstoff ist sehr einfach, denn schließlich muss ihn jeder verstehen können.
Der Hauptteil besteht aus auswendig zu lernenden Sätzen, Zahlen und Verhaltensmustern. Dies stellt keinen großen Anspruch an den Geist. Auch werden die einzelnen Sachen ständig wiederholt, damit es auch der letzte begreift.
Es gibt dabei verschiedene Lehrgebiete. So muss man die einzelnen Dienstgrade und ihre Abzeichen lernen, die eigene Waffe (meistens das Gewehr G3 oder Gewehr G36) in Funktion und Aufbau kennen, das Verhalten im Gelände bezüglich Tarnung und Bewegungsarten üben und Maßnahmen bei Verletzungen erlernen. Es gibt darüberhinaus noch weitere Lehrgebiete. Auch darf die Sportausbildung (meistens Laufausbildung) nicht zu kurz kommen.

Man wird sich während der Ausbildung fragen, wozu man all den Mist lernen muss, da man es doch eh nie gebrauchen kann. Dies interessiert aber den Vorgesetzten nicht und man sollte es deshalb auch besser für sich behalten.

Zur Ausbildung gehört auch, dass man mehrere Tage im Gelände verbringt. Das nennt man dann Biwak. Zum Biwak sollte man sich unbedingt Essenvorräte wie Schokoladentafeln, Salamiwürste, Bonbons, Kaugummis und alles was man sonst noch irgendwie verstauen kann mitnehmen. So lassen sich im Schlafsack gut mehrere Coladosen verstecken. Allerdings muss man all das als Extragewicht auch schleppen. Leider wird die Mitnahme von eigenen Lebensmitteln verboten und dies vor Übungsantritt auch kontrolliert.
Falls man zu den armen Menschen gehört, die ihre AGA während der Wintermonate haben, dann sollte man noch Teelichter und evt. einen Taschenwärmer mitnehmen. Auch sollte man ein Feuerzeug, Eisennägel, Faden und Klopapier dabeihaben.
Beachtet man diese kleinen Tips, wird man das Biwak ohne größere Probleme überstehen. Übrigens heizt Reumacreme auf der Haut wunderbar ein.
 

Putzen, Putzen, Putzen


Der Soldat reinigt nicht nur Stube und Revier, sondern auch seine Ausrüstung und da speziell die Schuhe. Während der AGA sollten sich die Schuhe immer in einem einheitlichem schwarz präsentieren. Natürlich kann man seine Schuhe auf Stube reinigen und mit Schuhcreme vollkleistern, man sollte sich dabei bloß nicht erwischen lassen. Man bekommt von der Bundeswehr Schuhputzzeug gestellt. Man sollte ein Bürste zur Grobreinigung verwenden und eine (die Kleine) um die Schuhcreme aufzutragen. Die restlichen 2 Bürsten sollte man zur Reinigung der Ausrüstung wie Zeltbahn und Nässeschutz nutzen.

Jeden Tag werden durch einen Vorgesetzten die Stuben auf ihre Sauberkeit kontrolliert. Dabei gilt, dass man ruhig die groben Flächen dreckig lassen kann, da eh nur die ganz gemeinen Ecken und Löcher wie Schlüsselloch, Kanten am Bett und die entsprechenden Federn kontrolliert werden. Einige Ausbilder entwickeln sehr viel Fantasie bei der Kontrolle und es gibt eigentlich keine Möglichkeit, es jemals ganz richtig zu machen. Sie werden immer was finden!

Das zweitwichtigste nach dem Schuhputz ist der Spindaufbau. Am Anfang der AGA wird ein Standardaufbau vorgegeben, den man einhalten muss. Das gleiche gilt für den Bettenaufbau. Alle Betten werden auf die gleiche Art und Weise gemacht. Auch daran sollte man sich halten, um größeren Streitigkeiten mit den Vorgesetzten aus den Weg zu gehen.
 

Gehirn an der Wache abgeben


Man sollte während seiner AGA nicht soviel darüber nachdenken, was man dort eigentlich tut. Letztendlich muss jeder da durch und es ist auch zu schaffen. Die teilweise körperlichen Strapazen wird man überstehen. Wenn es zu arg wird redet man mit seinem Gruppenführer darüber. Dabei sollte man aber vermeiden, sich bei jeder Kleinigkeit zu beschweren, da man sonst schnell als "Weichei" unter den Vorgesetzten bekannt ist.
Drückeberger sind bei den Vorgesetzten nicht gerne gesehen, genausowenig wie besonders eifrige bei den Mannschaften beliebt sind. Natürlich ist 2 mal am Tag das Zimmer zu wischen ziemlich blödsinnig. Man darf sich halt einfach nicht erwischen lassen. Wenn die Leute auf einer Stube zusammenhalten, dann fällt einem die Zeit wesentlich leichter.
Demnach darf man es sich mit den Kameraden nicht verscherzen, denn schließlich bilden diese die soziale Gruppe für 2 Monate. Dabei helfen alle Erfahrungen aus früheren Ferienlageraufenthalten weiter ;-)
Vor den Prüfungen braucht man keine Angst zu haben. Selbst wenn man nicht gelernt hat, sollten die Fragen kein größeres Problem darstellen. Falls man doch mal durch eine Prüfung durchfällt, ist dies auch nicht weiter schlimm. Die AGA wird man mit Sicherheit trotzdem bestehen. Das ist wie mit der Planerfüllung im Sozialismus...
 

Versetzung


Nach der Grundausbildung wird man in den meisten Fällen in eine neue Einheit oder Teileinheit versetzt. Diese befindet sich oftmals im gleichen Standort. Wird man in einen anderen Standort versetzt, sollte man dort erst einmal anrufen und sich möglichst vom Spieß erklären lassen, wie man am besten Anreisen kann.
Falls die Versetzung am Donnerstag oder Freitag ist, wird der eine oder andere Spieß einen nämlich sogar ins Wochenende schicken und erst auf ein Erscheinen am nächsten Montag bestehen.
Übrigens, auf aga-macht-gaga.de gibt es noch mehr und auch aktuellere Infos zur Grundausbildung.
 


Kontakt: webmaster@hpfsc.de
letzte Änderung: 02.01.2008
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